jehs+laub

ZWEIMAL 200%

JÜRGEN  LAUB ÜBER DESIGNPROZES

Wenn wir einen Stuhl machen, müssen wir ihn mit den Sinnen beurteilen.

Sie zählen zu den führenden Industriedesignern in Deutschland – und arbeiten weit über die Grenzen hinaus. Über die geographischen und die gestalterischen. Markus Jehs und Jürgen Laub. Zwei, die ständig auf der Suche sind. Nach dem Einzigartigen, noch nicht Dagewesen. Nach der besten aller Lösungen. jehs+laub – dass zwischen ihren beiden Namen kein Leerzeichen steht, mag ein Zufall sein. Oder ein Statement. Denn die beiden Kreativen ergänzen sich perfekt. So perfekt, dass kein Raum für weitere Mitarbeiter ist. Zwei Einzelkämpfer machen ein Duo.

Dabei hatte Jürgen Laub am Anfang durchaus Vorbehalte gegen diese Konstellation: „Ich dachte immer, wenn ich mit jemandem zusammenarbeite, hängt der sich nur dran und dann gibt es keine 200%, sondern nur 150.“ Bis er in der Zusammenarbeit mit Markus Jehs feststellte: „Das ergibt ja 400%!“

„Es ist leichter, die richtige Ehefrau zu finden als den richtigen Designpartner“

Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit mit Brunner beschreiben beide wie eine Partnerschaft. Und mit Partnersein kennen sie sich aus: „Wir sehen uns häufig. Dann gibt es unterschiedlichste Initialzündungen: Entweder wir haben eine Idee, die aus so einem Gespräch resultiert. Oder Brunner braucht konkret eine Lösung“, erzählt Markus Jehs.

Manchmal klingelt das Telefon, manchmal kommt die Anfrage per SMS: ‚könnt ihr nicht mal darüber nachdenken?’ In diesem Prozess geht Brunner genauso intuitiv vor wie jehs+laub es tun: „Ich denke erstmal am Papier nach, während Jürgen sofort an den Rechner geht“, sagt Jehs. Das schnelle Visualisieren helfe ihnen enorm. Und die Erfahrung, sehr bald das sichere Gefühl zu haben: das wird was. Das machen wir.
Auch beim A-Chair war es schnell da, dieses Gefühl. Jürgen Laub erinnert sich: „Den haben wir aus Papier geschnitten. Aus einem Stück. Und dann gefaltet. In dem Moment haben wir gewusst: der ist sagenhaft stapelbar, sagenhaft reihbar. Der ist ruhig und hat eine neue Figur. Da war er für uns im Prinzip schon fertig. Jetzt müssen wir eigentlich nur noch arbeiten“.

Das, was er arbeiten nennt, bedeutet zunächst einmal, Antworten zu finden: wie kriegt man das Gedachte produziert? Und aus welchen Materialien?

Eine Frage war schnell beantwortet: wie soll er heißen, der Stuhl für das 21. Jahrhundert?
„Es gibt diese jehs+laub Regel: wenn uns der Arbeitstitel innerhalb von 30 Sekunden einfällt, dann wird er später auch meistens der Produktname,“ sagt Markus Jehs. „A-Chair – das war schon der Arbeitstitel. Ein sogenannter A-Stapler und die schöne Doppeldeutigkeit: a chair.“

Ein Stuhl. Und ein Leitmotiv. „Der perfekte Sitz. Denn der ist bei Brunner selbstverständlich. Den haben sie schon hundert Mal gemacht. Warum sollten wir das beim hundertundersten Mal nicht mehr machen? Warum sollte der jetzt plötzlich unbequem werden?“ Jürgen Laub und Markus Jehs waren sich in diesem Punkt einig. Das sind sie oft, aber nicht immer.

Wenn sie etwas gestalten dürften, das kein Möbelstück ist – was wäre das?

<em>Laub: „Ein Haus, ein Fahrrad, ein Auto. Bedeutende Dinge, die wir noch nie gestaltet haben.“</em>
Jehs: „Das Innenleben eines Flugzeugs.“

Laub: „Ich denk da eher an Dinge, die ich benutzt.“.

Jehs: „Aber ein Flugzeug benutzt du.“

Laub: „Das benutzt eher mich. Ich fühle mich dort nicht wohl.“ 

Jehs: „Eben. Und weil man sich nicht wohlfühlt, ist ja die Frage: was kann man da noch machen, damit das angenehmer wird.“ 

Die Dinge besser machen. Für die beiden ein ständiger Diskurs. Einer, der so charakteristisch für jehs+laub ist. Das Duo aus zwei Individualisten.